Das Pferd in der Landwirtschaft -
Treue Helfer der Bauern

Durch fast 1000 Jahre waren Pferde treue Helfer der Bauern. In der Antike waren sie in der Landwirtschaft noch die Ausnahme. Erst die mittelalterlichen Innovationen Kummet und Hufeisen und die neue Kulturpflanze Hafer als ideales Pferdekraftfutter machten den Pferdeeinsatz wirtschaftlich. Bis ins 19. Jahrhundert gab es in der Landwirtschaft allerdings nicht wirklich viel zu ziehen: eigentlich nur Pflug und Egge und die verschiedenen Wägen und Schlitten. Mit der ersten Mechanisierungswelle der Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die große Zeit des Pferdes. Zu den ersten echten Landmaschinen zählten mit Pferdegöpeln angetriebene Dreschmaschinen und Häckselmaschinen und von Pferden gezogene Sämaschinen, Mähmaschinen und Erntemaschinen. Mähdrescher wie im mittleren Westen der USA, die von bis zu 36 Pferden gezogen wurden, rentierten sich in Europa zu keiner Zeit.

Zwischen 1950 und 1970 ging die Zeit der Pferde in der österreichischen Landwirtschaft abrupt zu Ende, von mehr als 300000 auf nur mehr gut ein Zehntel. Der Traktor ersetzte die Pferde. Doch das Pferd ist in die Bauernhöfe zurückgekehrt. Die österreichische Landwirtschaft züchtet, füttert und beherbergt heute wieder an die 120.000 Pferde für die immer bedeutender werdende Freizeitwirtschaft.


Eine pferdelose Landwirtschaft

Der Gedanke fiel mir sehr schwer: Dass das Pferd, das edelste der Haustiere, das der Menschheit in Krieg und Frieden so gute Dienste geleistet hat, nun nicht mehr gebraucht wird!“, schrieb der populäre Mühlviertler Landespolitiker und Lasberger Bauer Johann Blöchl im Jahr 1975. Pferde waren nicht nur notwendige Helfer der Landwirtschaft, sondern auch Statussymbole. Man taxierte die Höfe nach der Zahl der Pferde: Einrössler, Zweirössler, Vierrössler, Sechsrössler. 

Ob und mit wie viel Pferden gefahren und gearbeitet wurde oder ob Ochsen oder gar Kühe zum Einsatz kamen, war regional sehr unterschiedlich. Während im Mühlviertel um 1900 fast 90 Prozent der Zugtiere auf Ochsen und Kühe entfielen, lag dieser Prozentsatz im oberösterreichischen Zentralraum und mittleren Innviertel bei 50 bis 25 Prozent und ging in Wien und Umgebung gegen null. Der Übergang verlief sukzessive. Zuerst wurden die Zugkühe und Zugochsen durch Pferde ersetzt, dann die Pferde durch Traktoren. Nur in extrem schwierigen Ungunstlagen der Forstwirtschaft und in betont ökologisch arbeitenden Biobetrieben wird noch eine kleine Zahl von Pferden zur Arbeit eingesetzt. Ein neues, freizeitbedingtes Interesse am Reit- und Fahrsport hat aber wieder zu einer kräftigen Zunahme der Pferdehaltung in der Landwirtschaft geführt: als Dienstleistung für die gesamte Volkswirtschaft.

Autor: Roman Sandgruber, 2016

Mensch & Pferd - Kult und Leidenschaft - Dokumentation zur OÖ Landesausstellung 2016, 29. April bis 6. November 2016 im Pferdezentrum Stadl Paura.