Spätbronzezeit

ca. 1300–800 v. Chr.
In der Spätbronzezeit (Urnenfelderzeit) – der dritten und letzten Periode der Bronzezeit – ändern sich die Bestattungssitten der Bronzezeit bereits zum dritten Mal. Nun werden die Toten verbrannt, ihre Asche wird eingesammelt und entweder in einem kleinen Häufchen oder in einer Urne, die verschiedene Formen haben kann, beigesetzt. Dabei werden auch viele Gegenstände, vor allem der Schmuck, mit verbrannt, was zu Deformierungen der Objekte führt. Neben der Urne kommen meistens noch weitere Keramikgefäße mit in das Grab. Die Urnenfelderkultur ist eine über ganz Mitteleuropa verbreitete archäologische Erscheinung. Oberösterreichische Gräberfelder sind vor allem südlich der Donau und westlich der Traun bekannt geworden.

Urnenfelderzeitliche Höhensiedlungen in Oberösterreich
Die archäologische Erforschung der Siedlungen der späten Bronzezeit (Urnenfelderkultur) ist in Oberösterreich im Vergleich zu anderen europäischen Regionen bisher sehr spärlich betrieben worden. Typisch für diese Epoche (ca. 1200–800 v. Chr.) sind durch Wälle und Gräben gesicherte Höhensiedlungen.

Nur eingehende archäologische Untersuchungen können Aufschluss über das Alter von Wallanlagen geben. Man stößt dabei jedoch auf Probleme, wenn Befestigungswerke nach längerer Nichtbenutzung Jahrhunderte später plötzlich wieder instand gesetzt und die Anlage wieder besiedelt wurde. So kommt es vor, dass urnenfelderzeitliche Wälle in der späten Eisenzeit (Latènezeit, ca. 400–15. v. Chr.) erneut genutzt wurden. Deshalb fällt es schwer, beispielsweise die größte österreichische Wallanlage – jene auf dem Kürnberg bei Linz – nach dem momentanen Kenntnisstand zu datieren.

Der Freinberg
Als auf dem Freinberg in Linz im Jahr 1900 eine Eiche gepflanzt wurde, stieß man auf ein aufsehenerregendes, aus 135 Gegenständen bestehendes Bronzedepot der späten Bronzezeit (ausgestellt im Stadtmuseum Leonding – Turm 9). Über die Jahrzehnte hinweg wurden an den bis zu vier Meter hohen Wallanlagen und auf dem Plateau zahlreiche prähistorische Funde gemacht; der Großteil davon stammt ebenfalls aus der Spätbronzezeit.

Erst von 1990 bis 1996 wurden vom Linzer Stadtmuseum und der Universität Wien erstmals systematische archäologische Forschungen auf dem Freinberg betrieben. Die Wallanlage ist im Kern urnenfelderzeitlich (ab circa 1000 v. Chr.), wobei die hölzernen Ein- und Aufbauten zumindest dreimal in der Spätbronzezeit durch Brände zerstört und anschließend wieder aufgebaut wurden. Um 100 v. Chr. (späte Eisenzeit) wurde der Freinberg erneut besiedelt und die Ruine der bronzezeitlichen Befestigung wieder instand gesetzt.

Der Luftenberg
Auf der Kuppe des an der Donau gelegenen Luftenberges (Bezirk Perg) wurde bereits 1890 ein bronzezeitliches Depot entdeckt. Seine Datierung in die Urnenfelderzeit ließ seit damals darauf schließen, auch die immer noch gut erkennbaren Wallanlagen am Luftenberg wären in dieser Zeit errichtet worden.

Erst in jüngster Zeit konnte diese Annahme durch archäologische Forschungen des Linzer Stadtmuseums und der Universität Wien bestätigt werden. Während der von 1999 bis 2002 durchgeführten Grabungskampagnen wurden der Außen- und Innenwall dieser doppelten Befestigungsanlage untersucht. Dabei zeigten sich für den Innenwall eine aus Bruchsteinen gefertigte Frontmauer, die über die Außenkante verstürzt war. Im Rahmen eines Rekonstruktionsversuches der Archäologinnen und Archäologen konnte eine ursprüngliche Mindesthöhe dieser Mauer von zwei Metern festgestellt werden. In der Wallaufschüttung wurden die Reste einer Holzkonstruktion nachgewiesen, die der Anlage zusätzliche Stabilität verlieh. Trotz dieser wichtigen Ergebnisse sind die Forschungen am Luftenberg noch nicht abgeschlossen. Neben den Befestigungswerken sind vor allem die Flächen innerhalb der Wälle von Bedeutung, wenn es darum geht, Näheres über die bronzezeitliche Siedlungsweise am Luftenberg zu erfahren.

Autorin: Jutta Leskovar, 2006