Sepp Teufl

Sepp Teufl wurde am 24. November 1904 als uneheliches Kind des Musiklehrers Sepp Fellner und der Krankenschwester Anna Teufl in Wien geboren. Während seine Mutter in Krankenhäusern arbeitete, wuchs Sepp Teufl zuerst bei seiner Großmutter und anschließend bei verschiedenen so genannten Koststellen auf. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule in Amstetten und Urfahr absolvierte er von 1919 bis 1922 eine Schlosserlehre in der Lokomotivfabrik Kraus Comp. in Linz. Ein Jahr nach Abschluss seiner Lehre musste er die Firma verlassen, weil seine Abteilung geschlossen wurde. In den folgenden Jahren verdingte sich Teufl als Maler und Anstreicher bei der Firma Bernhard und Stanek und als Hilfsarbeiter beim Magistrat Linz. 1926 fand er schließlich eine Anstellung als Schlosser in der Steyr-Werke AG. Im selben Jahr heiratete Teufl Johanna Leeb, die in den Tabakwerken in Linz arbeitete. Gemeinsam hatte das Paar zwei Kinder, außerdem adoptierte Teufl den Sohn von Johanna Leeb aus einer früheren Beziehung.

Mitglied und Leiter der KPÖ-Landesorganisation
1929 trat Teufl der KPÖ bei. Noch im gleichen Jahr wechselte er als Schlosser in die Tabakwerke nach Linz, in denen er auch Betriebsrat wurde. Einige Monate nach dem Verbot der KPÖ im Mai 1933 wählte ihn die Kommunistische Partei in Oberösterreich bei einer illegalen Landeskonferenz im Gasthaus Neuwirt zum Leiter der Landesorganisation.
Teufl baute unter den Tarnnamen Brand und Frosch die Organisation der KPÖ in Oberösterreich neu auf, fasste die Mitglieder in kleine Gruppen zusammen, war an der Herstellung und dem Vertrieb illegaler Flugblätter und der Landeszeitung Rote Front beteiligt und nahm an geheimen Treffen und Versammlungen in der Umgebung und in den Wäldern rings um Linz teil.

Februarkämpfe 1934
Nachdem es bei einer Hausdurchsuchung am 12. Februar 1934 im Hotel Schiff zu einem Schusswechsel zwischen dem sozialistischen Schutzbund und der Polizei gekommen war, brach in Österreich der Bürgerkrieg aus. Teufl beteiligte sich aktiv am Kampf rund um den Linzer Wirtschaftshof und führte nach der Niederschlagung des Aufstandes Unterstützungsaktionen für die von der Polizei Verhafteten und ihre Familien durch.

Verhaftung 1934
Unmittelbar vor seiner Abfahrt zum 12. Parteitag der KPÖ in Prag wurde Teufl am 12. September 1934 in der illegalen Meldestelle für die Parteitagsfahrt in der Hofgasse verhaftet. Er musste eine sechsmonatige Verwaltungsstrafe im Landesgericht Linz verbüßen, außerdem wurde ein Verfahren wegen illegaler Betätigung eingeleitet. Die KPÖ wählte Teufl in Abwesenheit in das Zentralkomitee der Partei.

Anhaltelager Wöllersdorf 1935
Im März des folgenden Jahres wurde er zu vier Monaten schweren Kerkers verurteilt und aus den Tabakwerken entlassen. Von Mai bis Dezember war Teufl, dem man vorwarf, noch immer in Kontakt zu den Kommunisten zu stehen, im Anhaltelager Wöllersdorf inhaftiert, wo er seine Zelle unter anderem mit dem späteren Gauleiter von Oberdonau, August Eigruber, teilte, der 1945 seine Ermordung befehlen sollte.

NS-Machtübernahme
Teufl wurde unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich verhaftet, nach vier Tagen aber wieder freigelassen, nachdem er sich verpflichtet hatte, nicht gegen die Nationalsozialisten zu agitieren. Ein Angebot der KPÖ, ihm einen Pass zur Flucht aus Österreich zu besorgen, lehnte Teufl ab. Von den Nationalsozialisten erhielt er seine Arbeitsstelle in den Tabakwerken wieder zurück, stand aber gleichzeitig unter Gestapo-Beobachtung. Die NSDAP versuchte, ihn für die Partei zu gewinnen, um damit auch weitere Anhänger der KPÖ von der Ideologie des Nationalsozialismus zu überzeugen. So musste Teufl am Parteitag der NSDAP im August 1938 in Nürnberg teilnehmen und einen offiziellen Bericht über seine Eindrücke verfassen. 1943 schickte ihn die Partei gemeinsam mit neun weiteren Vertretern aus dem Gau Oberdonau nach Winniza/Ukraine, um ihn dort angesichts der Öffnung von Massengräbern von der Grausamkeit der sowjetischen Staatspolizei zu überzeugen. Auch davon musste Teufl in der Heimat berichten. Gauleiter Eigruber forderte ihn dazu auf, Parteiämter zu übernehmen. Sepp Teufl weigerte sich.

Eine Einberufung zur Wehrmacht erfolgte nicht, da die Machthaber befürchteten, dass Teufl innerhalb der Armee politisch agitieren würde. In der Tabakfabrik führte er eine Betriebszelle und trat, um für das System möglichst unauffällig zu bleiben, der Betriebsfeuerwehr und dem Roten Kreuz bei. Im Oktober 1939 setzte er eine neue Arbeitsleitung der oberösterreichischen KP mit Franz Haider, Franz Haslmayr, Lisl Rechka und Karl Reindl ein, die allerdings nur bedingt einsatzfähig war. Man versuchte, Verbindungen mit den Bezirken, mit Betrieben und Sportorganisationen aufzunehmen. Als Franz Haider und seine Frau 1941 verhaftet wurden, gelang es Teufl beim ehemaligen Schutzbundführer Otto Huschka, den er aus der Zeit des Ständestaates gut kannte und der mittlerweile Angehöriger der SS war, für die beiden zu intervenieren. Huschka setzte sich in der Folge für das Ehepaar erfolgreich beim Volksgerichtshof ein.

Verhaftung und Einlieferung und Ermordung
Franz Rechka, ein Kollege in den Tabakwerken, hatte von einem Gewährsmann erfahren, dass die Gestapo für den 8. September 1944 Teufls Festnahme plante und warnte ihn. Überzeugt davon, dass die Gestapo bei einer Flucht seine Familie verfolgen würde, lehnte Teufl es aber ab, ins Ausland zu gehen. Angezeigt vom Betriebsobmann der Tabakwerke Hausleitner wurde er verhaftet, verhört, gefoltert und in das KZ Mauthausen eingeliefert. Kurz vor der Befreiung des Konzentrationslagers durch amerikanische Truppen gab Gauleiter August Eigruber den Befehl, die in Mauthausen inhaftierten Kommunisten aus Linz und die Angehörigen der sogenannten kommunistischen Welser Gruppe in der Gaskammer zu töten, damit die Amerikaner keine aufbauwilligen Kräfte mehr vorfinden würden.

Als die Mitglieder des Internationalen Mauthausen-Komitees, einer Häftlingsorganisation, aus der Lagerschreibstube von dem Befehl erfuhren, rieten sie den Betroffenen, noch in der Nacht einen Ausbruchsversuch zu unternehmen, und statteten die Gruppe mit Waffen aus. Der Versuch unter der Führung Teufls schlug fehl. Das Mauthausen-Komitee schlug den Kommunisten daraufhin vor, sich am nächsten Morgen nach dem Morgenappell einzeln in das Krankenlager zu begeben und dort die Befreiung abzuwarten, da die SS das Lager aus Angst vor Ansteckung mit Typhus nicht mehr betrat. Lediglich Sepp Dietl folgte diesem Rat und überlebte. Die anderen wurden am 29. April, sechs Tage vor der Befreiung, in der Gaskammer ermordet. Es war der letzte Massenmord in der Gaskammer von Mauthausen. Laut seinen Mithäftlingen wäre Teufl physisch noch in der Lage gewesen, sich zu retten, er wollte seine schwächeren Gesinnungsgenossen aber nicht allein im KZ zurücklassen.

Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher

Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]