Volksabstimmung
Im Vorfeld der Abstimmung am 10. April 1938 betrieben die Nationalsozialisten einen enormen propagandistischen Aufwand. In dem gesamten Ablauf dieses „Kampfes für die Volksabstimmung“ (Gauleiter Josef Bürckel) ist ein dramaturgischen Regeln folgender Plan deutlich erkennbar, dessen Höhepunkt die letzte Woche vor dem 10. April darstellt: Schmuck der Plätze, Gassen und Straßen, Beflaggung, Auslagendekorationen.

"Wels 1938", Ausstellungsansicht; Foto: Verbund Oö. Museen, 2013
Am Vortag der Volksabstimmung versank Wels in einem Fahnenmeer begleitet von Wimpeln, Kränzen und Girlanden, Führerbildern und Führerworten in vielen Auslagen. Die Stadt selbst und ihre Bewohner wurden zum Werbeträger. Am Ledererturm und am Semmelturm waren gigantische, elektrisch beleuchtete „Ja“ angebracht worden, am Dach des Hotel Greif ein Hakenkreuz. Auf allen Plätzen und Straßen waren Lautsprecher installiert worden, damit die Stimme des „Führers“ und sein abschließender Aufruf an die Bevölkerung auch noch den letzten Winkel der Stadt erreichte. Am Abend kam es zu einer pathetischen Propagandaveranstaltung am Stadtplatz, der schon in Adolf-Hitler-Platz umbenannt worden war. Es wurde den 13 hingerichteten Nationalsozialisten des gescheiterten Juliputsches 1934 gedacht. 13 Pylonen mit den Namen der „Helden“, gekrönt mit Feuerschalen waren aufgestellt. Der „Führer“ sprach via Radio nochmals zum gesamten deutschen Volk (auch hier in der Ostmark), um es auf eine positive Stimmabgabe einzuschwören.
Mit der Abstimmung am 10. April 1938 gab Adolf Hitler dem Anschluss Österreichs eine scheinbare Legitimation durch das Volk als nachträgliche Zustimmung für einen bereits geschaffenen Tatbestand. Die Volksabstimmung selber geriet durch die massive Propagandaschlacht, durch Einschüchterungen, Druck seitens der NS-Organisationen, Missachtung des Wahlgeheimnisses - wer eine Wahlzelle benutzt, hat etwas zu verbergen – und einem manipulativ gestalteten Wahlzettel zur Farce. 12.714 Wähler waren in Wels stimmberechtigt, ebenso viele gingen zur Wahl, was den Druck deutlich zeigt. Laut offiziellem Wahlergebnis stimmten nur drei mit „Nein“! Entsprechend enthusiastisch dankte die Welser NS-Führung in einem öffentlichen Anschlag, der die eigenen Verdienste hervorhob. In den damals noch selbständigen Gemeinden Puchberg stimmten 5 mit „Nein“, in Pernau einer und in Lichtenegg zwei. Nur Thalheim erreichte eine 100-prozentige Zustimmung!

"Wels 1938", Ausstellungsansicht; Foto: Verbund Oö. Museen, 2013

"Wels 1938", Ausstellungsansicht; Foto: Verbund Oö. Museen, 2013
Autoren: Ingeborg Micko und Michael Kitzmantel
"WELS 1938". Ausstellung des Stadtarchivs und des Stadtmuseums Wels vom 5. Juni bis 27. Oktober 2013 im Stadtmuseum Wels - Burg.