Forum OÖ Geschichte

Propaganda


Ein gigantischer Propagandafeldzug sollte weite Teile der Bevölkerung von der Richtigkeit und Notwendigkeit des Anschlusses überzeugen. Ein erster Ansatzpunkt waren die Arbeitslosen und Notleidenden. Alleine in den ersten Wochen wurden 68.000 RM in Form von Gutscheinen und zusätzlichen Lebensmitteln an Bedürftige im Bezirk Wels verteilt. Es wurden aber auch propagandawirksame Ausspeisungsaktionen durchgeführt. Der "Hilfszug Bayern" versorgte bis zum 20. März täglich bis zu 1.800 Menschen.

Umfangreiche Planungen wurden in Angriff genommen, um Arbeit zu schaffen: Noch im März wurde begonnen den Inundationsdamm an der Traun abzutragen. In weiterer Folge wurde das Volksfestgelände umgestaltet und eine große Ausstellungshalle, die „Reichsnährstandshalle“, errichtet. Der Stolz und das Selbstbewusstsein der Welser sollten durch eine moderne und bombastische Selbstdarstellung im Rahmen der Leistungsschau des Reichsnährstandes gestärkt werden. Daneben begann man mit Verkehrssanierungsarbeiten und großen Bauprojekten wie der Neugestaltung des Bahnhofs und dem Wohnbauprojekt „Vogelweide“, um den vielen Wohnungssuchenden (falsche) Hoffnung zu machen. Es wurde vermittelt: Ihr seid wichtig – wir kümmern uns auch persönlich um euch! So ließen sich Inhalte besser vermitteln, Versprechen wirkten glaubwürdiger.

Es war den Nationalsozialisten auch wichtig, Eindruck auf die Bevölkerung zu machen. Ein Aufgebot an prominenten Persönlichkeiten sowie massenwirksame Militärparaden und Angelobungen sollten nicht nur eine positive Stimmung schaffen. Sie waren auch drastische Warnsignale an die Gegner. Neben Reichsbauernführer Walter Darré, trat als „Höhepunkt“ der Fliegerheld des Ersten Weltkriegs und nunmehriger Generalfeldmarschall Hermann Göring auf. Er übernahm die Patenschaft für Wels.

Radioansprachen und politisches Werbematerial wie Plakate, Broschüren, Zündholzschachteln, Anstecknadeln etc. wurden in einem bis dahin nie da gewesenen Ausmaß eingesetzt. Thematisch beschränkte man sich im Kern auf wenige, stark emotionalisierte Themen. Neben der Volksgemeinschaft gepaart mit dem Führerkult, standen Arbeit und Brot für alle sowie der gezielte Aufbau von Feindbildern im Zentrum. Das „Ja“ für Adolf Hitler wurde als persönliche Verpflichtung dargestellt. Auch das bisher politisch relativ neue Medium Film fand seine Anwendung. In einem Werbefilm wurden die Zuseher im Kino über das „richtige“ Wahlverhalten aufgeklärt.


"WELS 1938". Ausstellung des Stadtarchivs und des Stadtmuseums Wels vom 5. Juni bis 27. Oktober 2013 im Stadtmuseum Wels - Burg.

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