14. Jahrhundert

Oberösterreich im Spätmittelalter

14. Jahrhundert


Die Herren von Wallsee als Landeshauptleute
Das Geschlecht der Herren von Wallsee stammte aus Oberschwaben und gelangte im Gefolge des Habsburgers Rudolf I. nach Österreich. Als Vertrauter der neuen Landesherren des Herzogtums Österreich wurde Eberhard IV. von Wallsee 1288 Landrichter ob der Enns und residierte zu diesem Zweck in der Linzer Burg. Er war damit gleichsam der Statthalter des Herzogs, der aufgrund seiner vielen verstreuten Besitzungen nur selten im Land weilte; in der Folgezeit wurde der Landrichter als Landeshauptmann bezeichnet. Rasch erwarb das Geschlecht der Wallseer großen Besitz auch in Oberösterreich, etwa als 1289 Herzog Albrecht I. die Herrschaften Freistadt, Riedmark und das Machland an Eberhard verpfändete. Eberhard IV. von Wallsee hatte das Amt des Landeshauptmanns schließlich bis zu seinem Tod im Jahr 1325 inne. In weiterer Folge wurden die Wallseer für fast zwei Jahrhunderte praktisch ununterbrochen mit dem Amt des Landeshauptmanns betraut. Mitunter kam es auch zu schwereren Konflikten zwischen den Obrigkeiten und den Untertanen. In solchen Fällen musste der Landeshauptmann den Streit schlichten, so etwa 1356 zwischen dem Abt von Kremsmünster und seinen Untertanen.

Linz erwirbt schrittweise eine Hauptstadtfunktion
Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stieg die Bedeutung von Linz als Verhandlungsort ständig, besonders als die Habsburger 1282 zu Stadtherren von Linz wurden: Streitigkeiten mit Nachbarn wurden mehrmals in Linz beigelegt. Im Jahr 1335 erfolgte die Belehnung der Habsburger mit dem Herzogtum Kärnten in Linz. Parallel dazu wurden auch die Rechte der Linzer Bürger durch Privilegien mehrerer Habsburgerherzöge des 14. Jahrhunderts erweitert. Die wachsende Bedeutung manifestiert sich auch in dem Umstand, dass die Landeshauptleute im Land ob der Enns seit dem späten 13. Jahrhundert in der Linzer Burg residierten.

Als wichtiger Verhandlungsort, Sitz des Landeshauptmannes und Handelszentrum nahm die Bedeutung von Linz während des 14. Jahrhunderts immer mehr zu. Diese wachsende Bedeutung spiegelt sich auch in einer Reihe von Privilegien wider, die der Bürgerschaft von Linz verliehen wurden. Im Jahr 1362 verlieh Herzog Rudolf IV. der Stifter den Linzer das Bannmeilenrecht, wonach Handel nur innerhalb der Stadt und nicht in ihrem Umkreis geschehen dürfe. Seit einem Privileg Herzog Albrechts III. aus dem Jahr 1382 durften die Linzer am Bartholomäustag, dem 24. August, einen zusätzlichen Markt abhalten, der bald überregionale Bedeutung erhielt.

Die Habsburger im 14. Jahrhundert
Nach dem gewaltsamen Tod von Herzog Albrecht I. (1308) war die Nachfolge in den habsburgischen Erbländern durch die zahlreichen Nachkommen nicht gefährdet, doch waren alle noch nicht in dem Alter, um als König im Heiligen Römischen Reich nachzufolgen, sodass sich die Kurfürsten für den bayerischen Wittelsbacher Heinrich VII. (1308–1313) entschieden. Nach dessen frühem Tod versuchten die Habsburger erneut die Königswürde zu erlangen. In der Pattstellung zwischen dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern (1314–1346) und Friedrich von Habsburg kam es zu einer Doppelwahl, wobei Ludwig die besseren Karten besaß. Für den Großteil der Fürsten galt Friedrich als unrechtmäßiger Gegenkönig. Schließlich kam es zu einer militärischen Auseinandersetzung: 1322 trafen bei Mühldorf am Inn die Heere Ludwigs und Friedrichs aufeinander; in einer der letzten großen Ritterschlachten wurde Friedrich besiegt und gefangen genommen. Ludwig erklärte die Wahl Friedrichs zum (Gegen-)König für null und nichtig, ja es kam sogar zu einer Aussöhnung zwischen den beiden Kontrahenten. Die antihabsburgische Seite hatte die Oberhand behalten; die Habsburger mussten in der Folge mehr als ein Jahrhundert warten, bis sie wieder zu Königen des Heiligen Römischen Reiches gewählt wurden.

Dennoch kam es im Laufe des 14. Jahrhunderts zu einem kontinuierlichen Aufstieg der Habsburger, nicht zuletzt durch den Erwerb weiterer Länder. Im Jahr 1335 fielen Kärnten und Krain an die Habsburger, 1363 Tirol. Das Hauptaugenmerk der Habsburger lag nach dem schrittweisen Verlust der einstigen Stammlande in der Schweiz auf der Förderung der Besitzungen im heutigen Österreich. Städte erhielten Handelsprivilegien oder Hilfestellungen nach elementaren Naturereignissen und der Pest; sozial bedingte Konflikte zwischen den Obrigkeiten und den Untertanen oder wirtschaftlich bedingte Streitigkeiten zwischen einzelnen Städten und Märkten mussten dauerhaft beigelegt werden.

Nach dem Tode von Herzog Rudolf IV. „dem Stifter“ (1358–1365), der sich insbesondere um den Ausbau Wiens kümmerte (Weiterbau am Stephansdom, Gründung der Universität), herrschten ab 1365 dessen jüngere Brüder Albrecht III. (1364/65–1393) und Leopold III. (1364/70–1386) gemeinsam über alle habsburgischen Länder, doch rangen sie sich schließlich 1379 im Vertrag von Neuberg an der Mürz (Steiermark) zu einer Teilung durch. Albrecht III. und seine Nachfolger – die so genannte Albertinische Linie – sollte die Herrschaft in Österreich ob und unter der Enns („Niederösterreich“) antreten, während Leopold III. und seine Kinder – die Leopoldinische Linie – Steiermark, Kärnten und Krain („Innerösterreich“) sowie Tirol und die Vorlande („Oberösterreich“) erhalten sollten. Die Albertinische Linie hatte in der Folgezeit kein Problem mehr, was Erbteilungen betraf, da immer genau ein Erbe zur Verfügung stand: 1395 folgte auf Albrecht III. sein Sohn Albrecht IV. (1395–1404), im Jahr 1404 dessen einziger Sohn Albrecht V. (1404–1439), wobei dieser bei seinem Herrschaftsantritt gerade sieben Jahre alt war.

Die Schaunberger Fehde
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde das Land ob der Enns durch die so genannte Schaunberger Fehde an den Rand eines Bürgerkrieges gedrängt. Neben den Wallseern waren die Schaunberger das mächtigste Adelsgeschlecht in Oberösterreich. Die Schaunberger stammten ursprünglich aus Niederbayern und erwarben das Gebiet um Aschach in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ab 1161 nannten sie sich nach ihrem neuen Herrschaftsmittelpunkt „Schaunberger“. Von der Schaunburg bei Eferding konnten sie im Laufe der Zeit einen ihnen unterstehenden Gerichtssprengel schaffen, der von der Donau bis zum Attersee reichte.

Durch die Lage ihrer Besitzungen zwischen den beiden Machtblöcken Österreich und Bayern gelang es den Schaunbergern im 14. Jahrhundert Habsburger und Wittelsbacher gegeneinander auszuspielen und selbst in der feudalen Hierarchie immer weiter aufzusteigen. Nachweislich seit 1316 führten die Schaunberger den Grafentitel; 1331 erlangten sie von Kaiser Ludwig dem Bayern das Privileg, direkt dem Kaiser des Reiches und nicht den Herzögen von Österreich zu unterstehen. Diese Bevorzugung seitens des Wittelsbachers auf dem Kaiserthron hinderte die Schaunberger aber nicht, sich zeitweise auf die Seite der Habsburger zu stellen und mehrfach in Bayern brandschatzend einzufallen. Der Schaunberger Graf Ulrich wurde 1369 sogar Landeshauptmann im habsburgischen Herzogtum Österreich ob der Enns. Doch parallel dazu schloss Graf Ulrich auch ein Geheimbündnis mit Bayern. Vom Bischof von Passau erwarb Ulrich 1367 die Stadt Eferding und ließ sie in der Folge stark befestigen.

Da es den Habsburgern nach wie vor nicht gelang, die Schaunberger lehensabhängig zu machen, selbst nicht mit einer gefälschten Urkunde aus dem Jahr 1361, wonach sich die Schaunberger bereit erklärten, ihre Besitzungen als habsburgische Lehen zu nehmen, suchte Herzog Albrecht III. von Österreich schließlich ein Bündnis mit den Bayern.

Dem Schaunberger Grafen Heinrich blieb daher nur mehr ein Bündnis mit dem Erzbischof von Salzburg sowie mit dem böhmischen Geschlecht der Rosenberger. 1380 schließlich brach eine offene Fehde zwischen Habsburgern und Schaunbergern aus. Die österreichisch-bayerischen Truppen konnten zunächst die Stadt Eferding einnehmen und die Rosenberger zu einem Friedensvertrag zwingen. 1381 mussten die Schaunberger einem vorläufigen Frieden zustimmen, 1383 unterwarfen sie sich endgültig der habsburgischen Oberhoheit. Die Schaunberger blieben aber auch nach der Unterwerfung eines der wichtigsten und reichsten Adelsgeschlechter Oberösterreichs; 1559 starben sie aus, ihr Erbe traten die Starhemberger an.

Autor: Christian Rohr, 2009