Alltag und Arbeit

Alltag und Arbeit in den mittelalterlichen Klöstern Oberösterreichs


Wirtschaftsunternehmen
Die Hauptaufgabe der mittelalterlichen Mönche und der mittelalterlichen Nonnen – oder die des geistlichen Standes in seiner Gesamtheit – war in erster Linie das Gebet. Diese Gebetsarbeit wurde als Gegenleistung für die den Klöstern überantworteten Güter gesehen. Die mittelalterlichen Klöster waren - auf der Basis der gestifteten Besitzungen - regelrechte Wirtschaftsunternehmen, die nicht nur die für den täglichen Gebrauch der Mönche und Nonnen bestimmten Güter erwirtschafteten, sondern auch das Kapital für die kulturellen Aufgaben des Klosters bereitstellten.

Rodung und Urbarmachung
Klöster galten als Motor der landwirtschaftlichen Erschließung ihres Umlandes. Ein beträchtlicher Teil der Rodungsorganisation und der Durchsetzung landwirtschaftlicher Innovationen ging auch in Oberösterreich auf das Konto der Mönche. Besonders verdient machten sich in dieser Hinsicht die Zisterzienser und Prämonstratenser, die seit dem 12. Jahrhundert für das Fortschreiten des Landesausbaus in Oberösterreichs Norden sorgten, während die Benediktiner und die Augustiner Chorherren die Jahrhunderte zuvor für die Land- und Forstwirtschaft des oberösterreichischen Zentralraumes wertvollste Beiträge lieferten.

Weinbau
Erwähnenswert sind auch die Verdienste der oberösterreichischen (und bayerischen) Klöster rund um den Weinbau in Niederösterreich, vor allem in der Wachau. Ab dem 12. Jahrhundert setzte in Krems an der Donau ein starker Besitzerwerb bayerischer und österreichischer Klöster ein, der dann im 13. Jahrhundert noch einmal verstärkt wurde. Es entstand damit das größte Zentrum klösterlicher Weinwirtschaft im süddeutschen bzw. österreichischen Raum, das sowohl das Kremser Stadtbild durch die Vielzahl der erbauten klösterlichen Verwaltungshöfe als auch das soziale und wirtschaftliche Leben der Stadt prägte. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts können 65 Klöster als Weinbergbesitzer festgestellt werden, wovon sich 16 im heutigen Oberösterreich befanden. Neben der landwirtschaftlichen Tätigkeit ging man in den Klöstern auch dem Handwerk nach, wobei die Mönche je nach ihren Fähigkeiten bestimmte Arbeiten übernahmen.

Vogteistreitigkeiten
Klosterbesitz weckte immer auch Begehrlichkeiten des Adels und der Ministerialität. Gerade im 13. Jahrhundert manifestierte sich dies immer wieder im Rahmen so genannter Vogteistreitigkeiten. Weltliche lokale Machthaber – mit Schutz und Schirm der Klöster betraut und dafür selbstverständlich durch die Äbte auch materiell entschädigt – trachteten danach, stets mehr aus den Klöstern herauszupressen. Es bedurfte schließlich einer bzw. mehrerer landesfürstlicher Regelungen um beispielsweise den Jahrzehnte andauernden Streit zwischen den Herren von Starhemberg und dem Kloster Lambach zu schlichten.

Urbarbücher
Zur Sicherung des Besitzes wurden in Oberösterreichs Klöstern im Spätmittelalter Urbarbücher angelegt. Als früheste haben wohl die Urbare der Klöster Wilhering (1287) und Kremsmünster (1299) zu gelten. Die Benediktiner von Gleink verfassten ihr erstes Urbarbuch zwischen 1308 und 1312. Für die Klöster Garsten und Lambach sind Urbarbücher von 1414 bzw. 1415 erhalten, wobei hier die urkundlichen Quellen von älteren, nunmehr verschollenen Urbarbüchern berichten. Die Chorherren von St. Florian verfassten um 1325 ein Oblaibuch und 1378 ein Urbarbuch im klassischen Sinne. Auch das älteste Urbarbuch des Nonnenklosters von Traunkirchen lässt sich ins 14. Jahrhundert datieren. Mit der Organisation des Eintreibens der in den Urbarbüchern verzeichneten Abgaben beauftragten die Äbte Ministerialen ihres Vertrauens, die in den Quellen zumeist als amptmann bezeichnet wurden.

Krankenpflege und Beherbergung
Dem christlichen Gebot der Nächstenliebe gehorchend versorgten Mönche und Nonnen die Kranken und Armen des näheren und weiteren Umkreises. In den Klöstern wurde das Wissen um die Heilung von Krankheiten gepflegt und auch aufgezeichnet, wovon zahlreiche Handschriften zeugen. In den Kräutergärten zog man schließlich die entsprechenden Pflanzen zur Herstellung von Heilmitteln.

Klöster waren aber auch stets Beherbergungsbetriebe für unterschiedlichste Gäste. So war man beispielsweise verpflichtet, den Landesherren samt seinem oft beträchtlich großen Gefolge im Kloster zu beherbergen. Als noch schlimmer für die Klosterwirtschaft konnte sich die (Mit-)Versorgung des in den Krieg ziehenden Heeres erweisen. Da im Mittelalter gerade der oberösterreichische Zentralraum immer wieder als Truppenaufmarschgebiet diente, hatten die hier liegenden Klöster oft darunter zu leiden. Landesfürstliche Privilegsurkunden, die den betroffenen Klöstern als Entschädigung ausgestellt wurden, zeugen aber von den Bemühungen der Landesfürsten um Schadensbegrenzung. Auch der Adel und die Ministerialität nahmen die Klöster gerne als Herbergen für sich und ihre Begleiter in Anspruch, wenn sie auf Reisen waren.

Güterverwaltung
Der Cellarius war ein Mönch, dem die interne Güterverwaltung oblag, und er war somit auch für die Versorgung der Mönche mit den Dingen des täglichen Bedarfes zuständig. Mönche und Nonnen trugen ihr Ordenskleid praktisch Tag und Nacht. Für den Winter standen ihnen Mäntel, festes Schuhwerk, aber auch wärmende „Unterwäsche“ zur Verfügung.

Ernährungsgewohnheiten und -vorschriften
Was in Klöstern gegessen wurde, davon geben Rechnungen Auskunft; diese sind jedoch erst ab dem 14. Jahrhundert und auch da nicht immer vollständig und flächendeckend für alle Klöster erhalten. Diese Quellen zeigen, dass nahezu täglich frische Waren für die Klosterküchen eingekauft wurden. Man aß Produkte der Heimatregion genauso wie importierte Nahrungsmittel. Vom billigen Hering bis zu Safran, dem teuersten unter den Gewürzen, ist eine breite Palette an Lebensmitteln festzustellen.

Was den Mönchen und Nonnen im Laufe des liturgischen Jahres vorgesetzt wurde, oblag den Essensbestimmungen der einzelnen Ordensregeln. Die Fastenzeit vor Ostern wurde in nahezu allen Mönchs- und Nonnengemeinschaften strikt eingehalten. Zudem fastet man für gewöhnlich auch in der Adventzeit und jeden Freitag des Jahres. Päpstliche Reformkonstitutionen des 14. Jahrhunderts regelten den Fleischkonsum des Regularklerus an Nicht-Fasttagen. So wurde dieser den Zisterziensern gänzlich verboten, den Benediktinern aber teilweise zugestanden. Größte Freiheiten bezüglich Fasten und Fleischkonsum genossen die Augustiner Chorherren. Generell lag es aber immer im Ermessen der jeweiligen Klostervorsteher und -vorsteherinnen, wie mit dem Ideal der Askese umgegangen wurde. Es gab Zeiten strengen Fastens und ebenso Zeiten des Feierns: Beides fand bei den Essgewohnheiten in den mittelalterlichen Klöstern seinen Niederschlag.

> Mehr zur Ernährung in den Klöstern

Autor: Christoph Stöttinger, 2009