Ernährung, Kleidung, Wohnen

Ernährung, Kleidung und Häuser der ländlich-agrarischen Bevölkerung im Mittelalter


Brei und Brot
Die meisten Bauern lebten – mit heutigen Worten gesprochen – am Existenzminimum, die Ernährung fiel daher dementsprechend karg aus. Die Hauptnahrung war Getreidebrei. Teilweise wurde dieser dicke Brei auch getrocknet oder geröstet. Auf diese Weise erhielt man eine Art Fladenbrot, ohne dafür einen Backofen zu benötigen. Waren Backöfen vorhanden, so wurden diese im Dorf gemeinschaftlich genutzt. Brot – nach unserem Verständnis – mit Hefe oder Sauerteig als Treibmittel entwickelte sich allerdings erst im Laufe des Hochmittelalters. Die vermehrte Herstellung von Brot beförderte schließlich auch die Entwicklung des Mühlenwesens. Als Brotgetreide verwendete man meist Roggen oder Dinkel, weißes Brot aus Weizen war dagegen der geistlichen und adeligen Oberschicht vorbehalten.

Kleine Gärten ermöglichten auch den Anbau von Hülsenfrüchten und Obst, wobei das Obst meist gedörrt und als Vorrat für den Winter gelagert wurde. Daneben wurden auch Rüben und Kohl geschätzt. Ebenso war Käse ein wichtiger Bestandteil bäuerlicher Ernährung.

Fleisch und Fisch
Schweinefleisch wurde im Mittelalter wertvoller als Rindfleisch betrachtet und war daher auch teurer. Vom Schwein wurde alles verwendet: Fleisch, Borsten und Haut, die Innereien galten besonders in der ländlich-agrarischen Bevölkerung als Delikatesse. So gab es auch die Gewerbe der Kuttler und Flecksieder. Und während das Rindsleder meist für Schuhe diente, konnte das Schweineleder vielseitiger, etwa für Bucheinbände, verwendet werden. Die Därme der Tiere fanden als Wursthaut Verwendung.

Schafe waren und sind insofern sehr dankbar in der Viehhaltung, da sie sehr genügsam und leicht zu hüten sind. Sie liefern Fleisch, Milch und Wolle. Ihre Haut ist besonders geschmeidig und wurde vor allem für den Beschreibstoff Pergament verwendet. Die Därme wurden zu Saiten für Musikinstrumente gedreht, das Schaffett Lanolin diente zur Herstellung von Salben. Hühnerfleisch aßen die Bauern nicht. Das helle Fleisch galt als besonders fein und war dem Adel vorbehalten.

Aus den Funden von Abfallgruben ist zu schließen, dass seit der Karolingerzeit viel Wild gesessen wurde, wie überhaupt der Fleischkonsum im Frühmittelalter ziemlich hoch lag, da die landwirtschaftliche Produktion noch nicht sehr fortgeschritten war und kein intensiver Ackerbau betrieben wurde. Daher war extensive Viehwirtschaft möglich. Im hohen Mittelalter ging der Genuss von Fleisch aber massiv zurück, die Bevölkerung ernährte sich beinahe vegetarisch. Der Fleischkonsum war im Grunde auf den Herbst, wenn Tiere geschlachtet wurden, sowie auf Feste beschränkt.

Diese Entwicklung hat mehrere Gründe: Im Hochmittelalter wurde vermehrt Getreideanbau betrieben, da die wachsende Bevölkerung ernährt werden musste; dies hatte eine Reduktion der Viehhaltung zur Folge. Zudem wurde den Bauern das freie Jagen nicht mehr erlaubt, was den Verzehr von Wildfleisch stark reduzierte. Bei der Fischerei ist eine ähnliche Entwicklung zu konstatieren. Bauern durften in der Folge höchstens damals als minderwertig Angesehenes wie Krebse essen.

Most und Wasser – Bier und Wein
Getrunken wurden vor allem Wasser, Most, Molke und Milch. Besonders beliebt bei Festen war der Met, der allerdings im Laufe der Zeit vom Bier abgelöst wurde, weil dieses billiger in seiner Herstellung und zudem länger haltbar ist. Wein wurde dagegen seltener getrunken, wenngleich in vielen Regionen Österreichs Wein kultiviert wurde, in denen heute keinerlei Weinbau mehr betrieben wird. Dies betrifft auch einige Landstriche in Oberösterreich, vor allem die Regionen entlang der Donau vom Aschacher Becken bis zum Machland.

Kleiderordnungen
Die bäuerliche Kleidung des Mittelalters war primär eine Arbeitskleidung, bei der Funktionalität und Strapazierfähigkeit entscheidend waren. Ihr war aber nicht nur praktische Funktion eigen, sondern auch und vor allem Symbolcharakter. Kleidung war Kennzeichen des Standes, ersichtlich in den Schnitten sowie bei den verwendeten Stoffen und Farben. Ab dem beginnenden Spätmittelalter entstanden in verstärktem Maße Kleiderordnungen, die diesbezüglich genaue Vorschriften machten. Allerdings war ein Überschreiten dieser Ordnungen durchaus üblich. Gerade wohlhabendere Bauern imitierten den Adel bei der Kleidung – Wernher der Gaertnere greift dies thematisch in seinem Helmbrecht auf –, wohingegen bei den unteren Schichten kaum ein Wandel in der Bekleidung zu attestieren ist. Besonders aber im 15. und 16. Jahrhundert scheint sich gerade die bäuerliche Festtagskleidung zu größtmöglichem Aufwand entwickelt zu haben. Dieser Entwicklung trugen sogar die Kleiderordnungen Rechnung, indem sie um bzw. nach 1500 den Bauern z. B. das Verzieren ihrer Kleidung mit Borten aus Seide gestatteten. Der große Unterschied bei der Bekleidung innerhalb des Bauernstandes ist auch ein Zeichen für die zunehmende soziale Differenzierung, die im Laufe des Hoch- und vor allem des Spätmittelalters um sich griff. Die Kleidung der ländlich-agrarischen Bevölkerung zeigte aber auch unterschiedliche regionale Ausprägungen. Diese Unterschiede stellten den ersten Ansatz zur Entwicklung von Trachten dar.

Arbeits- und Alltagskleidung
Generell waren die Ausgangsstoffe für die bäuerliche Kleidung vor allem Leinen, Flachs oder Wolle. Die Kleidungsstücke hatten meist Naturfarben.
Die Männer trugen hemdartige Kittel mit langen Ärmeln, die meist mit Gürteln zusammengehalten wurden. Die Oberbekleidung war seitlich eingeschnitten, um mehr Bewegungsfreiheit bei der Arbeit zu gewährleisten. Dieser Kittel als charakteristische männliche Arbeits- und Bauernkleidung ist während des gesamten Mittelalters nachzuweisen. Besonders einfach war das Schuhwerk gestaltet: Es bestand in der Regel aus einem Stück Rindsleder, das über dem Knöchel mit einem Riemen zusammengebunden wurde. Daneben waren auch Stiefel gebräuchlich.

Kopfbedeckung und Haartracht
Als Kopfbedeckung war besonders der Strohhut weit verbreitet. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich die so genannte Gugel als modische Kopfbedeckung des Mannes, die schließlich sogar von Frauen aus der Oberschicht angenommen wurde und hier meist leuchtende Farben aufwies. Entstanden ist die Gugel aus dem kurzen Überwurf mit Kapuze (mittellat. Cucullus), der ursprünglich vorwiegend von Bauern getragen wurde. Die Gugel selbst war im Wesentlichen eine kapuzenartige Kopfbedeckung aus festerem Stoff mit angeschnittenem Kragen, die vor Wind und Regen schützen sollte. Was die Haartracht anbelangt, so mussten die Bauern ihre Haare kurz scheren, eine lange Haartracht war dem Adel vorbehalten. Frauen der bäuerlichen ländlich-agrarischen Bevölkerung trugen meist knöchellange Röcke mit manchmal aufwendig gestalteten Gürteln. Bunte Kleidung war ihnen aber ebenso wie den Männern verboten, vielmehr war diese dem Adel vorbehalten.

Unterbekleidung
Ab dem 11. Jahrhundert entwickelte sich allmählich eine Art wärmender Unterbekleidung in Form von Leinenhemden und Unterhosen für alle gesellschaftlichen Schichten. Die Hosen wurden zweigeteilt: Man trug die Bruoch (Bruech), eine um Hüften und Oberschenkel gelegte Leinwandhose, die anfangs nur zusammengeknotet, später genäht und mit dem Bruechgürtel gehalten wurde. Die Bruoch reichte meist bis zum Knie, wurde im Laufe der Zeit (vor allem ab dem 15. Jahrhundert) aber immer kürzer. Dazu trug man Beinlinge, die am Wams befestigt wurden. Die Beinlinge wurden ursprünglich getrennt getragen, erst im 15. Jahrhundert entwickelten sich Formen, bei denen die beiden Hosenröhren rückwärts, schließlich auch vorne verbunden wurden. So entwickelte sich die heute bekannte Form der Hose, die anfänglich einen vorderseitigen Latz aufwies. Die Beinlinge umschlossen meist auch den gesamten Fuß, sie wiesen teilweise sogar angenähte Ledersohlen auf.

Während sich die Kleidung im Spätmittelalter langsam veränderte und körperbetonter wurde, blieb die bäuerliche Arbeitsbekleidung im Wesentlichen gleich. Sie war von modischen Einflüssen weitgehend unberührt, erfüllte sie doch primär praktische Aufgaben.

Dörfliche Siedlungen
Die Häuser in den dörflichen Siedlungen des Mittelalters – im österreichischen Raum vor allem gewachsene Haufendörfer und Angerdörfer – waren primär aus Holz gebaut, daher überdauerten sie in der Regel keine lange Zeit, sondern bestanden meist nur eine Generation. Derartige Gebäude sind daher so gut wie keine mehr erhalten. Einen Aufschluss über verschiedene Wohn- und Hausformen können allerdings archäologische Forschungen geben. So sind etwa noch heute Abrücke von den Holzpfosten der Häuser in der Erde zu erkennen.

Aber auch schriftliche Aufzeichnungen können mitunter als Quelle für bäuerliche Behausungen dienen: In den Volksrechten werden u. a. die Formen der Bauernhäuser und verschiedene Dorf- bzw. Siedlungsformen erwähnt. Das thüringische Recht wiederum enthält z. B. viele Informationen über Zäune, welche die Häuser umgaben. So wird darin auch erwähnt, dass derjenige mit Bestrafung zu rechnen hatte, der in umzäuntes Gebiet eindrang. Innerhalb des Hauses bzw. der Umzäunung hatte der Grundherr nämlich keinerlei Rechte, vielmehr nahm diese der Hausherr wahr. An Zaunformen waren u. a. der Flechtzaun oder – seltener – Palisadenzäune üblich.

Generell ist festzuhalten, dass bei den mittelalterlichen Hausformen regional sehr starke Unterschiede bestanden. Einige mehr oder weniger allgemein gültige Aussagen lassen sich aber dennoch treffen, vor allem auch deshalb, weil die Entwicklung des Bauernhauses nicht isoliert von jener der übrigen Hausentwicklung gesehen werden kann.

Grubenbauten
In der Frühzeit waren die Häuser häufig eingetieft – manchmal bis zu einem Meter –, da stabile Wände relativ schwer aufzuziehen waren. Diese Grubenbauten verfügten im Gegenzug über ziemlich große Dachflächen, waren Dachkonstruktionen doch vergleichsweise leicht zu bauen. Teilweise wurden die Häuser sogar durch Einstiegsluken in den Dächern betreten; die Dächer selbst wurden – je nach Region – mit Stroh, Gras, Schilf oder Holzschindeln gedeckt.
Im frühen Mittelalter war es in Mitteleuropa auch üblich, fast alle Gehöfte mit zahlreichen Nebengebäuden – Stall, Speicher, Scheune, Backhaus – zu errichten. Eine spezielle Form dabei war das Webergrubenhaus, in dem sich der Webstuhl befand. Dieses verfügte meist auch über einen kleinen Ofen, da gerade im Winter häufig gewebt wurde und daher der Innenraum zumindest etwas temperiert werden musste. Zudem diente das Werberhaus manches Mal auch als Schlafstelle für Mägde und Knechte.

Wandkonstruktionen
Obwohl die Konstruktion von Wänden die Menschen vor einige Probleme stellte, wurde der Typus des Grubenhauses langsam verdrängt, die Dachflächen wurden kleiner, die Wände höher und massiver. Dabei entwickelten sich regional unterschiedliche Möglichkeiten für die Errichtung stabiler Wände. Vor allem im Norden des deutschsprachigen Raumes errichtete man häufig Blockbauen. Einfachere Konstruktionen sind die Flechtwerkwand, bei der die Räume zwischen den in die Erde gerammten Holzpfosten mit Flechtwerk ausgefüllt und mit Lehm verschmiert wurden, sowie die Pfostenbohlen- bzw. Stabwand, bei der zwischen den einzelnen vertikal errichteten Holzposten Holzstücke in waagrechter bzw. senkrechter Richtung eingefügt wurden. Im österreichischen Raum traf man vor allem auf Steinwände. Dabei wurden anstatt des Flechtwerks Steine zwischen die in der Erde steckenden Holzpfosten eingefügt. Auf ein Abdichten mit Mörtel wurde dabei in der Regel verzichtet.

Beheizung
In der Frühphase war das Einraumhaus mit mehreren umgebenden Hütten üblich. Der Wohnraum wurde mit offenem Feuer beheizt, wobei kein Kamin vorhanden war; dieser wurde erst später gebräuchlich und in der Regel aus Holz gebaut. So sammelte sich der Rauch unter dem Dach oder entwich durch eine Luke, verfügten die Einraumhäuser doch über keine Decken und waren bis oben hin offen. Man versuchte den aufsteigenden Rauch auch zu nützen, etwa zum Trocknen des unter dem Dach gelagerten Getreides. Ab dem 11. Jahrhundert wurde begonnen, das Wohnhaus in zwei oder mehrere Räume – zumeist in einen Wohn- und einen Schlafraum – zu teilen, wobei diese Entwicklung allerdings sehr langsam um sich griff. Für die so entstandenen Stuben setzten sich ab dem 14. Jahrhundert einfach gebaute Kachelöfen durch, die möglichst von außen beheizt wurden und so das Raumklima wesentlich verbesserten.

Die Häuser verfügten kaum über Fenster, hätten diese doch einen zu großen Wärmeverlust mit sich gebracht. Vorhandene Fensteröffnungen bespannte man mit Tierhaut, denn Glas war unerschwinglich. Kienspäne sorgten für die Beleuchtung im Inneren. So war es in den mittelalterlichen Bauernhäusern sicherlich um einiges dunkler als in den Stadthäusern.

Einrichtung und Hausrat
Die Einrichtung der Häuser fiel, so wie der Hausrat selbst, äußerst spärlich aus. Neben einer Truhe für kleinere Besitztümer und Borden an der Wand gab es einen Tisch, der meist aus Schragen und einem Brett bestand. Somit konnte dieser leicht abgebaut werden. Ergänzt wurde die Einrichtung durch Bänke, die häufig entlang der Wand verliefen. Diese Bänke wurden auch als Schlafstatt benutzt, waren doch Betten in unserem Sinn kaum bekannt. Manchmal lag man aber lediglich auf Stroh, das auf den Boden gestreut wurde. Der Boden wiederum bestand aus der nackten Erde oder aus gestampftem Lehm. Geschirr fertigte man meist aus Holz; eine Ausnahme bildeten eiserne Messer und Krüge aus Ton. Später kamen Becher aus grünem Waldglas und Zinnkrüge auf.

Einhaustypen
Da die Holzhäuser sehr schnell verfielen, kam es im 12./13. Jahrhundert zu einer wesentlichen Änderung in der Bauweise: Man errichtete Fundamente aus Stein, auf denen die Holzwände aufgebaut wurden, die Entwicklung vom Pfosten- zum Ständerbau schritt so voran. Aufgrund des Steinfundaments verwitterten die Holzpfosten nicht mehr so schnell, da diese nicht direkt in der Erde steckten.

Zudem entwickelte sich ein neuer Bauernhaustyp: das größere, in mehrere Räume unterteilte Gebäude. So entstanden bäuerliche Einhaustypen, etwa das niederdeutsche Hallenhaus. Wohnraum, Stall und Speicher wurden in einem Gebäudekomplex untergebracht, wobei die einzelnen Bereiche durch Wände getrennt waren. Die Tiere dienten als „Heizung“ des Wohnraumes. In die Häuser wurden manches Mal auch Decken eingezogen, der so entstandene Raum konnte als Speicher genutzt werden.

Allerdings war die Tendenz zum Einheitshaus nicht in allen Regionen vorhanden. In Österreich traf man im Mittelalter bereits den Paarhof an, der aus zwei Gebäuden – Wohnhaus und Stall – bestand. Auf jeden Fall waren für die Errichtung von Bauten auf Steinfundamenten mehr stabilisierende Elemente nötig, was wiederum vermehrt Zimmerleute erforderte. Das Errichten der Häuser durch die Bauern selbst war nun nicht mehr so einfach möglich.

Der Text wurde auf Basis der in der Literaturliste angegebenen Publikationen verfasst.

Redaktionelle Bearbeitung: Klaus Landa, 2009