Die Landwirtschaft

Die Motorisierung durch Traktoren, Geräteträger und selbstfahrende Landmaschinen verminderte den Bedarf an Zugtieren und damit Futtermitteln und machte Platz für mehr Marktproduktion. Gleichzeitig wurde durch den Einsatz fossiler Energieträger, mineralischer Dünger und zugekaufter Futtermittel die vorher unumgänglich notwendige Verbindung zwischen Getreidebau und Viehzucht aufgelöst und der Spezialisierung der Produktion der Weg freigemacht. Die Landwirtschaft entfernte sich immer mehr von den Schranken der Kreislaufwirtschaft. Bei der Tierhaltung war eine zunehmende betriebliche und regionale Konzentration zu beobachten, am stärksten bei Masthühnern und Mastschweinen, etwas weniger stark bei Rindern. Die Schweinehaltung konzentrierte sich auf die Intensivgebiete des Flachlands, die Milchproduktion und Rinderhaltung auf einen schmäler werdenden Streifen des Voralpengebietes und die bergbäuerlichen Ungunstlagen.

1970 war die Landwirtschaft von der Mechanisierung, symbolisiert durch über 50.000 Traktoren und rund 20.000 Mähdrescher, bereits voll erfasst. Die Produktion wurde zur Überproduktion. Dennoch sank der Beitrag der Landwirtschaft zum oberösterreichischen Bruttoregionalprodukt von 15 auf acht Prozent. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe verminderte sich zwischen 1960 und 1970 um fünf Prozent, im Vollerwerb wurden bereits weniger als 50 Prozent der Betreibe bewirtschaftet. Der Anteil der landwirtschaftlichen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung sank von 20 auf 13 Prozent.

Von 1961 bis 1996 ging der Anteil der Land- und Forstwirtschaft an den Erwerbstätigen insgesamt von 28,7 Prozent auf 9,0 Prozent zurück, was einen Rückgang von 154.000 auf 60.000 und einen Abbau von 93.000 Beschäftigten bedeutete. Die Übergänge verliefen zwar scheinbar kontinuierlich und organisch, da es selten zu wirklichen Kündigungen kam. Die sozialen Spannungen und Umstellungsschwierigkeiten, die damit verbunden waren, verzeichnet aber keine Statistik.

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nahm ab, von 80.215 im Jahre 1930 auf 53.951 im Jahre 1998. Der Konzentrationsprozess setzte im Wesentlichen erst in den 1960er Jahren ein. Die Grenze zwischen den nebenberuflich und hauptberuflich bewirtschaftbaren Hofgrößen rutschte nach oben.
1998 wurden weniger als 30 Prozent der Betriebe im Vollerwerb geführt. 1950 war das Verhältnis umgekehrt: Etwa 62 Prozent Vollerwerbsbetriebe standen circa 38 Prozent Zu- und Nebenerwerbsbetriebe gegenüber.

Autor: Roman Sandgruber, 2005