Der EU-Beitritt
aus oberösterreichischer Perspektive

Oberösterreich war von beiden Entwicklungen entscheidend betroffen, von der europäischen Integration ebenso wie von der Ostöffnung. Die Standortqualitäten des Bundeslandes, die in der Verkehrslage und in der Nähe zum westeuropäischen Markt zu suchen sind, wurden durch die Annäherung an den EG-Markt einerseits, durch die Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals, die Beschleunigung der Bahnen, den Ausbau des Autobahnnetzes andererseits verbessert, auch wenn die ökologische Tragkraft des oberösterreichischen Zentralraums, der das wirtschaftliche Schwergewicht des Landes vereint, beschränkt ist.
Gleichzeitig begannen mit der Ostöffnung nach 1989 neue Entwicklungen. Die lange im toten Winkel liegende Grenzregion im Norden des Landes wurde aus ihrer Isolation herausgerissen, mit positiven wie negativen Effekten. Spürte man einerseits die belebende Wirkung, so begann andererseits auch ein Kaufkraft- und Arbeitsplätzeabfluss in die Billiglohnregionen jenseits der Grenze.

Das Jahr 1989 hat Oberösterreich wieder stärker in eine Mittelpunktlage gerückt. Oberösterreichs Wirtschaft konnte alte Verbindungen nach Norden neu beleben. Gleichzeitig war aber jene bequeme Stellung als neutraler und weit nach Osten vorgeschobener Außenposten des Westens verloren gegangen. Plötzlich waren viele Konkurrenten im Ostgeschäft vorhanden.

Gleichzeitig ist Österreich durch den EU-Beitritt wieder zum Frontstaat geworden, hat eine Schengen-Außengrenze, ist mit erheblicher Zuwanderung und Konkurrenz am Arbeitsmarkt konfrontiert.

Autor: Roman Sandgruber, 2005