Die Aufgaben der Besatzungsmächte
Aufgaben der amerikanischen Militärregierung
Die Aufgaben der amerikanischen Militärverwaltung konzentrierten sich in erster Linie auf die Wiederherstellung von Gesetz und Ordnung im Land, den Wiederaufbau der Wirtschaft, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und die möglichst rasche Wiederherstellung einer ausreichenden Energieversorgung. Die Sammlung in Lagern, Erfassung, Betreuung und Repartierung von ehemaligen deutschen Wehrmachtsangehörigen und Displaced Persons und die Organisation des Abzugs der amerikanischen Truppen waren weitere wesentliche Aufgaben der US-Militärregierung.
Die unter dem Schlagwort der „Entnazifizierung“ gefasste Eliminierung aktiver Nationalsozialisten aus öffentlichen Ämtern zählte zwar angesichts der allgemeinen Not zu einem zweitrangigen Ziel der amerikanischen Besatzung, war aber für die Wiederherstellung einer Demokratie in Österreich eine unabdingbare Vorraussetzung – auch wenn die Entnazifizierung rückblickend betrachtet nicht in allem erfolgreich durchgeführt wurde, einerseits weil manche Täter nicht behelligt wurden, andererseits die Inhaftierung und Umerziehung der belasteten Nationalsozialisten in Sammellagern Seilschaften förderte und das nationalsozialistische Gedankengut nicht überall zu beseitigen vermochte.
Durch das allgemeine Chaos und die prekären Zustände der unmittelbaren Nachkriegstage, in denen Plünderungen, Überfälle, Bluttaten und Vergewaltigungen an der Tagesordnung standen, war es für die Militärregierung überaus schwierig, die öffentliche Sicherheit aufrechtzuerhalten. Autorität und Unterstützung von Seiten der Polizei war anfangs kaum gegeben, da sie als ehemals wichtiger Apparat des NS-Regimes als nicht vertrauenswürdig eingestuft und daher selbst entwaffnet worden war.
Die Ziele der amerikanischen Militärregierung wandten sich nach der ersten Zeit des Wiederaufbaus und der abgeschlossenen Entnazifizierung und Demokratisierung immer stärker dem Kampf gegen den Kommunismus zu. Die politische Propaganda während der Besatzungszeit war ein wesentlicher Bestandteil des Kalten Krieges und Kampfes zwischen Ost- und Westmächten.
Aufgaben der sowjetischen Besatzungsmacht
Die Verwaltung der sowjetischen Besatzungszone wurde durch die „Zivilverwaltung Mühlviertel“ und die sowjetischen Militärkommandanturen geleistet. Diese, in Landes- und Bezirkshauptstädten sowie in weiteren Städten geschaffenen Militärkommandanturen folgten einer strengen Hierarchie. Außerdem wurden sie mit Sonderaufgaben beauftragt. Dazu zählten unter anderem Maßnahmen bei Unruhen zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung und Tätigkeiten im Bereich der „Entnazifizierung“: die Registrierung von NSDAP-Mitgliedern und deren Organisationen sowie die Auflösung von NS-Organisationen. Auch die Übergabe von Angehörigen alliierter Armeen fiel in den dienstlichen Aufgabenbereich der Militärkommandanturen.
Im Laufe der Besatzungszeit änderten sich so manche Aufgaben, nahmen an Umfang ab oder verlagerten sich in ihren Schwerpunkten. In den letzten Jahren der sowjetischen Besatzung lag die Hauptaufgabe der Militärkommandanturen in der Organisation und Kontrolle über die Aufrechterhaltung von Ordnung und Disziplin. Regelmäßige Wach- und Streifendienste sollten diese gewährleisten. Eine weitere Priorität lag auf der Kontrolle der Arbeit lokaler Behörden, durch welche Informationen über die Tätigkeiten lokaler Organisationen wie Parteien, Verbände und Vereine ermittelt und die Verbreitung nationalsozialistischer oder verbotener Inhalte über Literatur, Filme und Medien verhindert werden sollte. Ein wichtiges politisches Anliegen war die propagandistische Darstellung kommunistischer Weltanschauungen, die sich unter anderem auch im Russischunterricht ausdrückte, der in den sowjetischen Besatzungszonen für Grundschulen eingeführt wurde. In der Kontrolle der Instandhaltung von Gräbern sowjetischer Soldaten für die sich lokale Behörden und demokratische Organisationen verantwortlich zeichneten, bestand ein weiterer wesentlicher Aufgabenbereich.
Probleme
Die Umsetzung dieser Aufgaben durch die Besatzungsmächte war vor allem in der ersten Zeit problematisch: Den zur Kriegsführung eingesetzten strategischen Kampftruppen fehlte es an der entsprechenden organisatorischen Ausbildung und so waren die Zustände der ersten Nachkriegszeit nicht vom militärischen, aber vom verwaltungstechnischen Standpunkt betrachtet mehr als chaotisch.
Ein strenges „Fraternisierungsverbot“ untersagte dem amerikanischen Militär den Kontakt zu und mit ÖsterreicherInnen. Während die Non-Fraternisation insbesondere in den ersten Besatzungstagen durch den Schock der Befreiung der Konzentrationslager strikt eingehalten wurde, war sie bald eine Belastung für die US-Soldaten. Die Neugierde auf die Kultur der Österreicher, der beginnende Frieden und der Wunsch nach Souvenirs und Dienstleistungen trugen das ihrige dazu bei. Bereits im Juli 1945 wurde das Fraternisierungsverbot gelockert und im September 1945 schließlich ganz aufgehoben.
Auf russischer Seite gab es vor allem Probleme durch das Verhalten der sowjetischen Besatzer gegenüber der Bevölkerung. Die „Russenzeit“ war durch Plünderungen, Verschleppungen und Vergewaltigungen geprägt. Wurde die von den Direktiven aufgetragene Meidung von Kontakten zur Zivilbevölkerung nicht eingehalten, erfolgte zwar eine strenge gerichtliche Ahnung und Bestrafung, aber viele Fälle wurden aus Scham und Angst nie gemeldet und blieben demnach ungestraft.
Verwendete Literatur siehe Bibliografie.
Redaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Kreuzwieser, 2005